Covid-19 und die Tierarztpraxis

Das Jahr 2020 neigt sich langsam dem Ende entgegen. Viele Stimmen werden laut und  kommentieren einerseits jeden negativen Bericht, den man in der Zeitung oder dem Internet findet, mit „Scheiß 2020“ und sind gleichermaßen die Leute die wiederholt betonten, dass dieses schreckliche Jahr nun ja endlich bald vorbei ist.

Klar – typischerweise ist nun erst einmal besinnliche Vorweihnachtszeit angesagt, bei der man relativ unentspannt durch die Läden hetzt um Dinge zu kaufen, bei denen man nicht wirklich sicher ist, ob jemandem diese Konsumgüter überhaupt gefallen. Danach geht man knappe drei Tage in eine Verdauungskoma, weil wie immer zu viel gekocht wurde und man sich von deftigmn Essen zu lange ernährt hat. Erwacht man aus diesem winterschlaf-ähnlichen Zustand wieder, dann muss man sich noch schnell Gedanken machen, was man sich denn für das nächste Jahr – 2021 – vornimmt in dem natürlich einfach ALLES viel besser werden wird.

Es ist sehr wichtig für die eigene emotionale Stabilität, aber auch für die Stimmung in der Gesellschaft und der Mitmenschen mit offenen, hoffenden und realistischen Augen in die Zukunft zu schauen. Ob sich die Situation in der wir uns momentan befinden denn nun bald wieder „normalisieren“ wird? Hoffen, ohne zu hohe Erwartungen, scheint hier die beste Strategie zu sein.

Die tägliche Arbeit veränderte sich.

Zuerst wunderte man sich über diesen Virus der aus Asien zu uns rüberkam. Als sich dann aber herausstelle was dies bedeutet könnte, wurde einem schnell klar, dass durch das moderne „Globetrotter-Leben“ sich dieser Virus rasend schnell verbreiten würde. Die Hoffnung der verschiedenen internationalen Politiker, diese Entwicklung durch Flugverbote und geschlossene Grenzen, aufzuhalten erschien aus medizinischer Sicht als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Zu Beginn, wir erinnern uns alle, wurde darüber gesprochen, dass wir mit diesem Corona bis Ostern zu tun haben und sobald es warm werden würde, dann wäre alles wieder vorbei.

“A lot of people think that goes away in April, with the heat, as the heat comes in, typically that will go away in April.”

*Ex-Präsident Donald*

Na, da haben wir uns aber arg geirrt. Schnell realisierten wir, dass dies wohl ein Zustand wird mit dem wir uns erst einmal arrangieren müssen. Schwieriger hier ist das Verständnis von etwas Unbekannten und die schwindende Geduld mit den Virologen dieser Welt.

Dazu sollte man erwähnen, dass es sich eben um etwas „Neues“ handelt, was natürlich meist etwas ähnelt, was wir schon kennen, aber wahrscheinlich doch individuelle Eigenschaften mitbringt, welche das momentäre Wissen immer wieder auf die Probe und vor Fragen stellt. Glücklich können wir uns, in dem Sinne, schätzen, dass unser medizinisches Wissen noch nie so fortschrittlich war, wie es zur jetzigen Zeit ist und das die Kombination von Theorie, Praxis und Unterstützung durch Computer wahrhaftig beeindruckend ist.

Der „normale“ Arbeitsalltag musste sich anpassen.

In diesem Jahr wurde auch alles sehr schnell anders für unsere Arbeit in der Praxis und je nach Praxis- / Praxisraum- / Behandlungszimmergröße mussten auch Tierhalter und Patienten plötzlich ganz andere Regeln beim Besuch in ihrer Tierarztpraxis erfahren.

Gerade kleine Praxen musste die schwierige Entscheidung treffen keinen Tierhalter mehr als Begleitung der Tiere ins Praxisgebäude zu lassen, da der nötige Abstand nicht gewahrt werden konnte. Dies stoß hauptsächlich auf Akzeptanz und Verständnis und führte auch zu kreativen Lösungen, wie nun eine Anamnese und eine mögliche Diagnostik und Behandlung besprochen wurde.

Gleichzeitig, trotz dem Nutzen von Hinweißschildern, Aufklebern oder Streifen auf den Böden und eine freundliche, aber bestimmende Kommunikation, traf man in diesem Jahr doch leider immer wieder Mal auf Personen, die sich an diese neuen und auch etwas unangenehmen Regeln nicht halten wollten und dies erst nach mehrfacher Ermahnung trotzig taten. Was uns hier besonders auffiel war, dass die Jugend absolut mitgespielt hat und auch sehr korrekt die Regeln befolgt hat. Die etwas älter werdende Gesellschaftsfraktion / und hier besonders der Teil mit dem Y-Chromosom in der DNA / schien lieber dickköpfig sich durch den Tag motzen zu wollen. Hilft aber nun leider auch nichts.

Wenn die Jugend mehr Verständnis zeigt.

Interessant fanden wir auch zu beobachten, dass unsere Patienten in der ersten Zeit sich schon deutlich an diese weißen Menschen mit den Masken gewöhnen musste, da man bei diesen nun plötzlich nur noch einen Bruchteil der Körpersprache lesen konnte, und so einem doch oft nicht ganz klar war, ob man nun hier einen Freund oder einen Feind vor sich hat.

Besonders bedauerlich fanden wir zu hören, dass es in kleinen Praxen dazu kam, dass Tierhalter bei der Euthanasie ihrer Tiere nicht dabei sein durften und sich draußen vor der Tür verabschieden mussten. Dieser Moment ist ein sehr harter, unverhinderbarer, aber auch wichtiger Moment in einer Mensch-Tier-Beziehung. Unser Tiere sind immer für uns da, egal wie es uns geht, was wir machen, wie erfolgreich wir sind, oder wie viel Geld wir auf dem Konto haben. Eine tiefe Freundschaft, Zuneigung, Gemeinsamkeit – und auch ein voller Magen – sind doch die hauptsächlichen Punkte, die unseren Tieren wichtig sind. Die schwere Entscheidung des Abschieds zu treffen ist eine solche, die nur die Menschen treffen können. Aber gerade dann finden wir es sehr wichtig, dass man seinen besten Freund dann auch in diesem Moment begleiten kann. Einerseits für das Tier, aber auch für einen emotionalen Abschluss mit der Sicherheit genau die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Der wichtigste Teil für die Gesellschaft ist Jeder von uns!

2020 war ein emotional aufregendes Jahr, indem wir alle sehr viel über uns als Gesellschaft, aber auch über uns selber gelernt haben. Ob nun alles richtig läuft, oder oben es Wege und Möglichkeiten gäbe, sodass wir in ein „normales“ Leben schnell wieder zurückkehren können – das können wir auch nicht beantworten.

Das Wichtigste für das nächste Jahr, für uns als Tierärzte, ist es für unsere Patienten und ihre menschlichen Begleiter in vollstem Umfang da zu sein. Bedeutet dies, dass wie uns alle an bestimmte Regeln halten müssen, sodass wir diese Versorgung von denen, die unsere Hilfe benötigen, sichern können – dann muss das so sein.

Die jetzige Zeit zeigt nicht, wie nah wir uns selber stehen, sondern was für ein wichtiger und bedeutsamer Teil der Gesellschaft jeder Einzelne von uns ist!

Gemeinsam schaffen wir das und wir als Tierärzte wollen unser Bestes geben, damit es euren besten Freunden gut geht. Stark bleiben!